Interaktive Architekturvisualisierung in virtuellen Touren
am Beispiel der Technischen Hochschule Brandenburg
Zusammenfassung
Die Masterthesis beschäftigt sich mit der Erstellung von virtuellen Touren. Dafür wurde als Räumlichkeit die “Offene Werkstatt” der Technischen Hochschule Brandenburg ausgewählt. Dort wurden 13 Aufnahmestandorte ausgewählt.
Im praktischen Teil der Thesis werden drei ausgewählten Softwarelösungen (Matterport, Unity, Pano2VR) und ihre Besonderheiten präsentiert. Die Arbeitsabläufe, mit den die drei Programmen genutzt wurden, werden aufgezeigt und deren Spezialisierungen werden erklärt. Zusätzlich werden die genutzten Kameras vorgestellt und die technische Umsetzung erläutert. Die daraus entstandenen Ergebnisse werden miteinander verglichen und bewertet. Danach werden die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Programme aufgezeigt.
Aufnahmeort
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Erstellung von virtuellen Touren. Dafür wurde als Räumlichkeit die “Offene Werkstatt” der Technischen Hochschule Brandenburg ausgewählt. Für die Aufnahmen wurden 13 Punkte innerhalb der Werkstatt gewählt. Diese musste sich mindestens 20% überlappen, damit das Modell fehlerfrei erstellt werden kann. Die Tour bildet lediglich den Innenraum ab und geht daher nicht auf die unterschiedlichen Aufnahmeaspekte einer Visualisierung im Außenbereich ein.
Die Werkstatt ist sowohl vor Ort als auch digital durch ihre Masse an Werkzeugen und Möglichkeiten spannend zu entdecken.
Für die Tests in der offenen Werkstatt sprechen viele Gründe. Die Wände sowie die Decke bestehen aus verschiedenen Materialien und Mustern. Dort können die Fehler, die durch das Zusammensetzen entstehen, leichter als an einer einfarbigen glatten Wand erkannt werden. Durch die hohe Decke kann gut erkannt werden mit welcher Entfernung die unterschiedlichen Kameras noch detailreiche Elemente aufnehmen können. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tür befindet sich die Fensterfront der offenen Werkstatt. Diese ziehen sich über die komplette lange Seite der Werkstatt und bringen dadurch sehr viel Tageslicht in die Werkstatt hinein. Das kann die Aufnahmen durch wechselnde Lichtverhältnisse erschweren.
Software
1. Matterport - die Vollservice-Softwarelösung
„Jeder kann eine professionelle 3D-Tour erstellen“ – damit wirbt der US-Konzern Matterport auf ihrer Webseite.
Das Unternehmen Matterport wurde 2011 gegründet und bieten einen Vollservice mit virtuellen Touren an. Das Programm soll einsteigerfreundlich sein und sogar nur mit der Kamera im Smartphone gute Ergebnisse liefern können. Das Unternehmen stellt zudem den Service bereit, dass ein Mitarbeitender zum Kunden nach Hause kommt und die digitale Tour vor Ort aufnimmt. Zusätzlich stehen von seitens das Unternehmens eine Großzahl von kostenlosen Tutorials bereit und sie erzählen in ihrem Blog, was das neueste Feature der Software ist und welchen Meilenstein sie erreicht haben.
2. Pano2VR - Programm, was spezialisiert auf die Erstellung von Virtuellen Touren ist
Anders als Matterport ist Pano2VR von Garden Gnome kein geschlossenes System. Die Software dient vor allem dazu aus Panorama oder 360° Bildern und Videos händisch eine virtuelle Tour erstellen. (Garden Gnome, 2021) Das hat zum Vorteil, dass man die Bilder im Vorhinein in einem Bildbearbeitungsprogramm retuschieren und nachbearbeiten kann. Es können ältere Aufnahmen und jede beliebige Kamera genutzt werden. Das Programm ist für Windows und MAC-Rechner verfügbar und kann kostenlos getestet werden.
3. Unity - Selfmade Weg
Als dritte Software wird der Workflow in Unity aufgezeigt. Unity ist eine kostenlose Software für die Erstellung von Spielen und Echtzeitanwendungen. 2D, 3D und Virtual Reality Anwendungen können in diesem Programm umgesetzt werden.
Das kann für die virtuelle Tour zunutze gemacht werden. Eine dort erstellte Tour könnte sowohl zwei -, als auch dreidimensionale Elemente enthalten. (Unity, 2022)
Kameras
Matterport wirbt auf ihrer Webseite mit Kameras, die mit der Software kompatibel sind. In diesem Experiment wird mit offiziell kompatiblen Kameras gearbeitet, aber auch mit einer anderen. (Matterport, 2021) Das soll aufzeigen, ob die Software auch funktional ist, sobald eine andere Kamera ins Spiel kommt.
Für den Test wurden das IPhone 12 Pro von Apple, sowie von Insta360 die One R und die Pro 2.
Das IPhone 12 Pro von Apple, sowie die One R von Insta360 zählen zu den kompatiblen Kameras. Die Insta360 Pro 2 zählt nicht dazu. Das IPhone geht als einziges Smartphone und als einzige SLR (single – lens reflex) Kamera in den Test. Die anderen beiden Kameras verfügen über einen 360° Sichtbereich. Die One R zählt zu den Hobby – Kameras und die Pro 2 zu den professionellen Kameras. (Insta360, 2021)
Fazit
Matterport ist für kleinere Firmen ohne großes Budget oder große Expertise ausreichend. Vor allem sollte der Fokus aber auf Privatpersonen oder auf Anwendungen liegen, in denen die Qualität eher zweitrangig ist. Beispielsweise kann das Modell eine Webseite ergänzen, in der Geschäfts- und Praxisräume gezeigt werden sollen. Bei dieser Art von Webseiten steht nicht das Modell im Vordergrund, sondern die Dienstleistung des Website-Betreibenden. Die virtuelle Tour kann jedoch Aufschluss über die Ausstattung der Räume geben. Anders ist das bei beispielsweise Immobilienfirmen, die Ihre Angebote digital zeigen möchten. Da hier der Tour-Inhalt im Vordergrund steht, scheint die Software von Matterport an dieser Stelle ungeeignet zu sein. Bei solchen Dienstleistern stehen die gescannten Räumlichkeiten im Vordergrund, die durch die starken Einschränkungen vom System nicht optimal angezeigt werden können. Das System von Matterport bringt aber nicht nur für einzelne Nutzer solche Einschränkungen. Es gibt Firmen, die offizielle Matterport–Partner sind und den Scan der Räumlichkeiten als Dienstleistung anbieten. Auch bei diesen Partnern treten in den Modellen die gleichen Schwierigkeiten auf, wie im Vorfeld beschrieben. Die Modelle haben beispielsweise immer noch den verpixelten Fleck, wo sich das Stativ befindet, obwohl die Informationen verfügbar sind.
Das Abonnement-Modell, an das man gebunden ist, könnte für öffentliche Einrichtungen zu Problemen führen. Meist müssen öffentliche Einrichtungen aufgrund haushalterischer Grundsätze Systeme kaufen und können es nicht nur leasen.
Auch die Abhängigkeit von der Software kann problematisch sein. Ohne das Abonnement können erstellte Touren nicht genutzt werden. Eine Individualisierung oder eine Anpassung an das Corporate Design ist innerhalb der Software nicht möglich.
Der Workflow mit Pano2VR hingehen ist für Nutzende, die über einschlägige Kenntnisse verfügen, gut verwendbar. Die Software ist durch die Icons sehr intuitiv. Zudem gibt es eine hohe Anzahl von Tutorials im Internet. Die Bearbeitung nimmt kein allzu hohes Maß an Zeit ein. Die Tour ist schnell verfügbar und kann auch später noch verändert werden. Sie kann mit Pano2VR individualisiert und an die Identität von einem Unternehmen angepasst werden. Ein großer Pluspunkt ist außerdem, dass alle Rechte beim Erstellenden der Tour bleibt und dass das Programm, wenn es einmal gekauft wurde, keine weiteren Kosten erzeugt und uneingeschränkt zur Verfügung steht. Da die Panoramen in die Software geladen werden, können das Kamera Equipment sowie die Vorbereitungstools selbst ausgewählt werden.
Der Workflow mit Unity ist nur empfehlenswert, wenn ein hohes Maß an Design- und 3D-Expertise vorhanden ist. Innerhalb dieses Programms kann vieles in der virtuellen Tour umgesetzt werden. Durch die vielen Gestaltungsmöglichkeiten und die Einbettung von Programmierskripten kann vieles umgesetzt werden, um die Tour zu einem immersiven Erlebnis zu gestalten.
Als Fazit kann wird festgehalten, dass die beiden Programme Pano2VR und Unity für die Erstellung und vor allem die Weiterverarbeitung von virtuellen Touren sehr gut nutzbar sind. Die Entscheidung für das jeweilige Programm zur Erstellung der virtuellen Tour sollte von der Expertise des Nutzenden abhängig gemacht werden. In Unity ist die Umsetzung individualisierbarer als in Pano2VR, verursacht jedoch auch einen höheren Zeitaufwand und eine größere mögliche Fehlerinstanz.